Um gesund zu werden oder zu bleiben, müssen wir wieder lernen, konstruktiv und liebevoll mit unseren eigenen Emotionen umzugehen. Denn wenn wir sie verdrängen, dann machen sie uns auf Dauer krank. Doch wie macht man das?
Sowohl angenehme als auch unangenehme Emotionen gehören zum Leben dazu. Das wissen wir alle, und dennoch tun wir uns oft schwer damit, negative Gefühle wie Angst, Neid oder Ohnmacht einzugestehen und nach außen zu zeigen. Allgemein gilt es immer noch als Schwäche, vor irgendetwas Angst zu haben oder bei Traurigkeit und Schmerz zu weinen. Wer will heutzutage schon als schwach gelten?
Dennoch ist in jedem von uns die ganze bunte Palette aus Emotionen vorhanden, auch wenn wir den unangenehmen Teil meist nicht haben wollen. Wir fühlen uns überfordert, konstruktiv mit Angst und Schmerz umzugehen, weil wir es im Grunde nie wirklich gelernt haben. Es gab kein Schulfach wie „Innere Empfindungen“, und auch im Elternhaus haben die Wenigsten dafür ein praktisches Handwerkszeug mit auf den Weg bekommen. Viele Eltern haben den Umgang mit Emotionen selbst nie richtig gelernt und versuchen eher, ihr Inneres vor ihren Kindern zu verbergen. Deshalb sind viele Menschen nach dem Vorbild ihrer Eltern zu außerordentlich guten Verdrängungskünstlern geworden.
Verdrängung und ihre Folgen
So zu tun, als hätte man gar keine Emotionen und sei ein vollkommen rationaler Mensch, scheint immer noch die sicherste und am häufigsten zu beobachtende Variante zu sein. Manchmal können Gefühle nämlich ganz schön heftig sein und uns regelrecht umhauen. Mitten hineinzuspüren und dem Gefühl zu erlauben, da zu sein, das wäre viel zu schmerzhaft.
Dank unserer variantenreichen Verdrängungsmechanismen geht es ja auch wunderbar ohne Schmerz! Wozu sollte man sich bedrückende oder erschreckende Gefühle also antun? Ablenken hilft! Wenn die Gedanken an ein schmerzvolles Ereignis auftauchen, einfach den Fernseher anschalten, ein bisschen auf Facebook umschauen, zum Kühlschrank gehen – es gibt viele Möglichkeiten, aufkommende unangenehme Emotionen direkt im Keim zu ersticken.
Leider scheinen sie sich dadurch jedoch nicht wirklich in Luft aufzulösen, so wie wir uns das vorgestellt hatten. Vor dem Fernseher oder beim Essen ist das schmerzhafte Gefühl erstmal nicht mehr wahrnehmbar, welch eine Erleichterung. Aber bei nächster Gelegenheit meldet es sich schon wieder! Sobald eine kleine Lücke im Tagesablauf entsteht – WUSCH! – drängt sich der Gedanke an das unangenehme Ereignis schon wieder ins Bewusstsein. Schnell das Handy anschalten! Zum Glück werden einem dort immer eine Menge Ablenkungen geboten. Achteinhalb belanglose Youtube-Videos später – zack! Wieder dieser Gedanke. Und jedes Mal wird das schmerzvolle Gefühl stärker und aufdringlicher!
Es ist, als ob ein kleines Kind vor uns steht, das immer stärker mit den Füßen aufstampft und laut schreit, um endlich unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. So lange wir uns die Ohren zuhalten und wegschauen, wird es uns nicht in Ruhe lassen. Schließlich möchte es nicht weggeschickt werden, sondern es möchte da sein dürfen und beachtet werden, auch wenn es gerade wütend, frustriert oder traurig ist. Kinder wünschen sich bedingungslose Liebe, Aufmerksamkeit und Wertschätzung – genau wie wir Erwachsenen.
Unsere Gefühle sind gewissermaßen unsere Babies: Lebendige, fühlende Wesen, die wir in unserem Inneren erschaffen haben. Wir können ihre Bedürfnisse nicht einfach weg ignorieren, so sehr sie uns auch manchmal nerven. Emotionen wie Angst, Wut, Trauer, Neid oder Ohnmacht bleiben, wenn sie nicht beachtet werden, in unserem Körpersystem gespeichert und sammeln sich dort an. Während das „Fass“ der verdrängten Emotionen immer voller wird, müssen wir permanent einen immer größeren Teil unserer Lebensenergie dafür aufwenden, um all den unangenehmen Mist weiterhin unterm Deckel des Unterbewusstseins zu halten. Was könnten wir nicht alles tun, wenn uns diese Energie wieder für andere schöne Dinge zur Verfügung stehen würde! Wenn die Tonne voll ist und wir trotzdem weiter verdrängen, wird es richtig anstrengend. Irgendwann haben wir kaum noch Kraft, um den Deckel noch weiter runterzudrücken.
Was hat das mit Ängsten, Depressionen, Burnout & Co. zu tun?
Unterdrückte Gefühle wollen heraus. Wenn wir sie nicht mehr verdrängen können, dann machen sie sich mehr und mehr selbständig und treten in unserem Alltag an die Oberfläche. Wir fühlen uns gereizt, innerlich getrieben und dennoch gleichzeitig müde und erschöpft, haben viele sorgenvolle Gedanken oder sind nah am Wasser gebaut. Das kann unter Umständen bereits die Latenzphase einer Depression sein, bei der typische Symptome schon in Ansätzen zu erkennen sind – die Übergänge sind dabei fließend.
Wenn im Laufe der Zeit hauptsächlich Angstgefühle verdrängt worden sind, kann daraus auch eine Angststörung entstehen. Unter Umständen steht unser Gefühlsfass bereits so stark unter Druck, dass der Deckel eines Tages plötzlich hochschießt wie ein Sektkorken. Jetzt fühlen wir all die angesammelte Angst nicht mehr häppchenweise, sondern alles auf einmal! Wie aus dem Nichts überkommt uns plötzlich eine Panikattacke, auf die nicht selten eine Angst-vor-der-Angst folgt, die mit immer größer werdenden Einschränkungen verbunden sein kann.
Was kann man dagegen tun?
Erschöpfung, Ängste, Depressivität, Burnout oder psychosomatische Probleme fallen nicht durch Zufall vom Himmel, um uns zu ärgern, sondern sie haben einen guten Sinn. Sie zwingen uns dazu, endlich unser Hamsterrad anzuhalten und unseren Gefühlen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie all die Jahre nicht bekommen haben.
Was können wir also tun? Ganz einfach: Jetzt heißt es, Ärmel hochkrempeln und aufräumen! Den Deckel behutsam öffnen und die Emotionsmülltonne Stück für Stück wieder ausleeren. Und wie macht man das?
Hinsetzen, fühlen und akzeptieren.
All die traurigen Emotionsbabies endlich in den Arm nehmen und ihnen das geben, was sie am meisten brauchen, um gesund und glücklich zu sein: Liebe und Aufmerksamkeit. Sie einfach so sein lassen, wie sie sind. Ohne sie zu verurteilen, verändern oder weghaben zu wollen. Das ist schon alles.
Auch wenn es paradox erscheint – auf diese Art und Weise lösen sich all die unangenehmen Gefühle tatsächlich auf, so wie wir uns das gewünscht hatten. Es passiert nicht durch Nicht-fühlen, sondern durch Fühlen! Hätte man uns das damals in der Schule beigebracht, dann hätten wir heute sicherlich nicht dieses epidemische Ausmaß an Depressionen, Burnout & Co. Aber wie heißt es so schön: Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben! Wir müssen nur den alten Kindheitsschmerz heilen, indem wir ihm endlich erlauben, da zu sein. Das Leben schickt uns genug Gelegenheiten dazu: Der strenge Blick unseres Chefs, der uns klein werden lässt wie damals, wenn wir was ausgefressen hatten. Das spontane Kichern der Freundin bei unserem lustigen kleinen Missgeschick, das uns tief im Inneren schmerzvoll daran erinnert, wie wir damals in der Schule ausgelacht worden sind. All diese verdrängten Kindheitserlebnisse werden uns in verschlüsselter Form so lange immer und immer wieder präsentiert, bis wir endlich bereit sind, den alten Schmerz in uns anzuschauen und zu heilen. Denn jetzt können wir es! Wir sind nicht mehr klein, abhängig und unbewusst wie damals. Heute sind wir erwachsen und stark genug, um die heftigen Gefühle unserer Kindheit auszuhalten. Wenn wir mitten hindurchgehen, kommen wir am anderen Ende wieder heraus, und der alte Schmerz ist endlich für immer erlöst!
Emotionen auflösen durch Fühlen und Akzeptieren
Wenn Dir das nächste Mal wieder so eine Situation passiert, in der Du Dich wie früher kleingemacht, traurig, einsam oder beschämt fühlst, dann nimm Dir am Abend eine halbe Stunde Zeit für Dich, um Dich nochmal an die Situation zu erinnern und das schmerzhafte Gefühl hochkommen zu lassen. Mach Dir bewusst, dass nicht Du das Problem bist, sondern dass dein inneres Kind gerade unglücklich ist und Liebe braucht. Nimm es gedanklich in den Arm und sprich liebevoll mit ihm, so wie Du Dein eigenes Kind trösten würdest. Während Du das Gefühl fühlst, wandere mit Deiner Aufmerksamkeit in Deinen Körper. Wo sitzt das Gefühl? Spüre hinein in die Schwere, das Zugeschnürtsein, das Kribbeln, oder welche Körperempfindung sich auch immer zeigen mag. Spüre Deinen Atem, atme bewusst tief und ruhig. Wenn das Gefühl sehr heftig ist, dann löse Dich wieder aus der Erinnerung, um nicht davon überwältigt zu werden. Schau Dich bewusst im Raum um. Was siehst und hörst Du gerade? Im Hier und Jetzt bist Du vollkommen sicher. Wenn Du Dich wieder sicher fühlst, dann geh wieder hinein in Dein Thema. Einfach fühlen und akzeptieren, die Welle kommen und wieder gehen lassen, bis das Gefühl allmählich abebbt und schließlich verschwunden ist.
(Hinweis: Bei schwerem Trauma solltest Du diesen Prozess nicht allein durchmachen, sondern Dir unbedingt professionelle Hilfe durch einen spezialisierten Traumatherapeuten holen.)
Wie kann EFT mir dabei helfen?
Die EFT-Klopfakupressur kann beim Auflösen von Gefühlen ein sehr wertvolles Werkzeug sein, weil sie den Transformationsprozess ungemein erleichtert und beschleunigt. Durch die entspannende Wirkung des Klopfens brauchen wir keine Angst mehr vor dem Hochkommen der Gefühle zu haben. Wenn man sich zum ersten Mal bewusst seinem Innenleben zuwendet, kann es sich so anfühlen, als ob gleich ein Vulkan ausbricht. Lass ihn ausbrechen! Es ist nur ein Gefühl, und es bringt Dich nicht um. Klopfen, in den Körper spüren und atmen – mehr brauchst Du nicht zu tun. Nach und nach löst sich das Gefühl auf.
Wenn Du Dir unsicher bist, wie das mit dem Klopfen geht und welche Sätze Du dabei sprechen sollst, dann lade ich Dich ein, für eine Coaching-Sitzung in meine Praxis zu kommen.
Wenn Verdrängung krank macht – warum tun wir dann sowas!?
Wenn Du entdeckst, dass Du über die Jahre reichlich Vorräte an verdrängten Emotionen in Deinem Fass eingelagert hast, dann verurteile Dich nicht dafür. Prinzipiell ist Verdrängung nichts Schlechtes, im Gegenteil. In unserer Kindheit waren manche Gefühle so überwältigend, dass wir sie einfach verdrängen mussten, um zu überleben. Man sagt, Kinder seien zäh und würden einiges aushalten. Das tun sie auch – dank gut funktionierender Verdrängungsmechanismen. Nur starten sie dann eben nicht mit einem leeren Emotionsfass ins Erwachsenenleben; manche Kinder haben schon in jungen Jahren ein ganz ordentliches Gepäck angesammelt. In diesem Alter strotzen sie noch vor Kraft und haben trotz Verdrängung noch viel Lebensenergie. Damit später daraus keine Krankheit wird, sollte unbedingt zu einem passenden Zeitpunkt therapeutisch darauf geschaut werden. Kinder mit schwierigen Erlebnissen sind nämlich in Wirklichkeit gar nicht so fröhlich und unbelastet, wie es nach außen häufig den Anschein hat.
Sich seine eigenen Emotionen wie kleine Kinder vorzustellen, ist natürlich nur ein Bild. Es kann aber sehr hilfreich sein bei dem Versuch, sich selbst Liebe und Trost zu geben. Das fällt vielen Menschen außerordentlich schwer, weil wir dazu erzogen wurden, andere wichtiger zu nehmen und uns selbst hinten anzustellen. Wer sich selber gut findet, gilt als Angeber. Selbstliebe ist leider negativ behaftet und verpönt, obwohl es eigentlich das wertvollste Heilmittel ist, das uns zur Verfügung steht. Einem kleinen Kind bedingungslose Liebe zu schenken und ihm seine Fehler zu verzeihen, fällt uns dagegen viel leichter. Daher stellen wir uns doch einfach vor, unsere Schwäche und Verletzbarkeit im Inneren sei das kleine Kind, das wir mal waren. Und schon klappt es mit der Selbstliebe!
Wenn Du bis hierhin gelesen hast, dann gehörst Du zu den Mutigen, die wirklich bereit sind, etwas in ihrem Leben zu verändern. Ich bin ganz ehrlich: Das Fühlen und Erlösen alter Kindheitsgefühle macht nicht wirklich Spaß. Aber Du wirst dafür reichlich belohnt! Endlich nicht mehr das schwere emotionale Gepäck mit durchs Leben schleppen zu müssen, bedeutet eine solche Erleichterung und einen unglaublichen Zuwachs an neuer Lebensenergie! Du kannst endlich die angezogene Handbremse lösen und freudig ins Leben starten!
Alternativ kann man sich natürlich auch einen bombenfesten Deckel für seine übervolle Mülltonne besorgen, indem man sich Psychopharmaka verschreiben lässt und seine Gefühls-Babies dadurch endgültig wegdrückt, anstatt sie von ihrer Qual zu erlösen. Nur braucht man sich dann natürlich nicht zu wundern, wenn man langfristig weder glücklich noch gesund wird.