Warten auf das Glück

Glücklich und zufrieden sein

Was ist der größte Wunsch in Deinem Leben?

Gesundheit, ein wundervoller Partner, viel Geld auf dem Konto, ein ausfüllender Job, Zeit für Dich und die Familie, schöne Erlebnisse mit guten Freunden?
Ich denke, wir alle wünschen uns etwas in dieser Art. In unserem Leben soll möglichst alles rund laufen, und wenn das irgendwann mal erfüllt ist, dann werden wir automatisch glücklich sein, so glauben wir.

 

Die Grundvoraussetzungen für ein glückliches Leben sehen bei uns in Deutschland ziemlich gut aus: Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, sauberes Trinkwasser und gesunde Lebensmittel stehen uns täglich zur Verfügung, wir haben eine gute medizinische Versorgung und bekommen kostenlos eine gute Schulbildung. In anderen Teilen der Welt denkt man vermutlich, dass wir die glücklichsten Menschen dieser Erde sein müssen!

Doch ganz offensichtlich sind wir das nicht. Viele Menschen gerade in Deutschland sind permanent mit irgendetwas unzufrieden und können ihr gegenwärtiges Leben trotz des hohen Lebensstandards nicht genießen. Immer gibt es irgendetwas, das nicht ideal läuft und sich erst ändern muss, damit wir endlich rundum glücklich sein können.

 

Läufst Du auch durch Dein tägliches Hamsterrad?„Wenn ich erstmal den richtigen Partner gefunden habe…“
„Wenn ich erstmal meine Prüfung geschafft habe…“
„Wenn ich erstmal einen Job gefunden habe…“
„Wenn ich endlich schwanger geworden bin…“
„Wenn die Kinder endlich in der Schule sind…“
„Wenn ich 10kg abgenommen habe…“
„Wenn ich im Lotto gewonnen habe…“ usw.
                „……….dann werde ich endlich glücklich sein!!“

 

Nach dem Problem ist vor dem Problem

Sobald wir eine Herausforderung gemeistert haben, liegt schon die nächste vor uns. Dabei steigen unsere Ansprüche jedesmal mit, so dass wir kaum einen Fortschritt bemerken und wieder unzufrieden sind. Wir befinden uns permanent in einer Phase vor Erreichen eines Ziels, genau wie der Hamster im Rad. Es ist, als lebten wir in einer ewigen Warteschleife auf das große Glück, und dabei verpassen wir das Wichtigste, um das es in unserem Leben eigentlich geht: Unser gegenwärtiges Dasein im Hier und Jetzt.

„Life is what happens while you are busy making other plans.“ (John Lennon)

 

"Der Tannenbaum" von H.-Chr. AndersenDieses Dilemma ist nicht erst seit John Lennon bekannt: Hans-Christian Andersen hat es bereits im Jahr 1862 brilliant in Worte gefasst, in seinem Weihnachtsmärchen „Der Tannenbaum“. Wer es nicht kennt, sollte es unbedingt einmal lesen. (https://maerchen.com/andersen/der-tannenbaum.php) 

Wie Andersens Tannenbaum konzentrieren wir uns die ganze Zeit entweder auf eine ideale Zukunft, in der endlich all unsere Probleme gelöst sind, oder auf eine verklärte Vergangenheit, in der alles besser war. Bei Menschen mit Depressionen läuft das oft sogar andersherum: Sie konzentrieren sich so sehr auf ihre Befürchtungen und pessimistischen Zukunftsphantasien, dass sie sich eine positive Zukunft gar nicht mehr vorstellen können. Gleichzeitig wiederholen sie im Geiste immer wieder die schrecklichen Momente ihrer Vergangenheit und können nicht aufhören, diese für ihre heutige Misere verantwortlich zu machen. Und so drehen sie sich im Kreis, und verbauen sich selbst jede Aussicht auf Besserung.

Egal, in welcher Richtung dieses Denkmuster abläuft – das Prinzip ist immer das Gleiche: Wir wollen den gegenwärtigen Moment nicht akzeptieren, weil immer irgendetwas daran nicht perfekt ist. All das Schöne in unserer Alltagswelt können wir nicht erkennen, weil wir den Fokus immer wieder auf unsere Probleme lenken. Und wenn wir eines Tages alt geworden sind, dann verklären wir die Vergangenheit, und kommen wie der Tannenbaum zu der frustrierenden Erkenntnis, dass früher alles besser war. Zu allen Zeiten haben ältere Menschen so empfunden, unabhängig von der Zeit, in der sie gelebt haben.

Pessimistische Zukunftsperspektive ist typisch bei Depression

Was uns im Leben also wirklich leiden lässt, sind gar nicht die äußeren Ereignisse an sich – es ist unser eigener Widerstand dagegen. Und dabei wehren wir uns gegen das Einzige, was in unserem Leben wirklich real existiert: das Hier und Jetzt! Vergangenheit und Zukunft sind im Grunde nichts anderes als bloße Gedankenkonstrukte in unseren Köpfen, an denen wir unablässig festhalten, während das wirkliche Leben an uns vorbeirauscht. Eckart Tolle hat zu diesem Thema großartige Bücher geschrieben, die ich Dir wärmstens ans Herz legen kann.

 

Wie entkomme ich diesem destruktiven Muster?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Du dieses frustrierende und kraftraubende Muster hinter Dir lassen kannst. Drei davon möchte ich Dir hier mit auf den Weg geben, die Du in Deinem Alltag trainieren kannst:


Achtsamkeit

Lebe den gegenwärtigen Moment!
Versuche so viel wie möglich bewusst bei dem zu sein, was Du gerade tust, und nimm es mit allen Sinnen wahr.

  • Fühle das warme Wasser auf Deiner Haut, wenn Du den Abwasch machst.
  • Atme bewusst und tief die frische Luft, wenn Du nach draußen gehst.
  • Nimm Dir einen Moment Zeit, um Dir die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen.
  • Rieche, schmecke und genieße bewusst Deine Mahlzeiten. (Dadurch wirst Du Dich vermutlich auch gesünder ernähren, was zur Überwindung einer Depression ganz wichtig ist!).
  • Versuche, im Laufe des Tages immer wieder kurz den „Autopiloten“ abzuschalten und in Dich hineinzuspüren: Wie geht’s mir gerade? Was habe ich gerade gedacht und gefühlt? Möchte ich das weiterhin denken und fühlen? Was kann ich jetzt tun, um mich so richtig wohlzufühlen?

Wenn Du ein Smartphone hast, kann eine „Achtsamkeits-App“ dafür ganz hilfreich sein. Sie gibt in regelmäßigen Abständen einen Glockenton von sich, um Dich an diese Achtsamkeitsübung zu erinnern. Alternativ kannst Du Dich auch mit einem kleinen Armbändchen o.ä. daran erinnern, irgendetwas, das Du sonst nicht trägst und was Deine Aufmerksamkeit auf sich zieht.

 

Dankbarkeit

Das Gefühl der Dankbarkeit ist ein sehr machtvolles positives Gefühl, das Dein ganzes Leben in eine positive Richtung drehen kann. Wenn Du den Blick nur auf die negativen Dinge im Leben richtest, dann wird sich nur selten echte Dankbarkeit einstellen. Wenn Du es Dir jedoch immer wieder durch bewusste Perspektivwechsel und Wertschätzung antrainierst, auch für die kleinen Dinge dankbar zu sein, dann kannst Du die unglaubliche Kraft dieses großartigen Gefühls für Deine Heilung nutzen.
Überlege Dir jeden Abend vor dem Schlafen 10 Dinge, für die Du heute dankbar bist. Wiederhole dieses Ritual jeden Tag und schau, was passiert! Ein wunderbares Buch dazu ist „The Magic“ von Rhonda Byrne (Autorin von „The Secret“, das ich Dir auch sehr empfehlen kann).
Vermutlich werden Dir in Deinem Alltag immer mehr wunderbare Dinge auffallen, die Du früher gar nicht gesehen hast, obwohl sie längst da waren. Du brauchst nun nicht mehr Dein Glück in der Vergangenheit oder der Zukunft zu suchen, denn es liegt genau vor Deiner Nase, im Hier und Jetzt!

Für diejenigen unter Euch, die das Gefühl haben, in ihrem Leben sei alles so schrecklich, dass sie für gar nichts dankbar sein können, habe ich auch eine passende Buchempfehlung: „Liebe was Du hast, dann bekommst du, was du willst – Ein Workshop in Wundern“ von Melody Beattie. Ich habe es selbst ausprobiert, es funktioniert!

 

„Beppo Straßenkehrer“

Erinnerst Du Dich noch an den alten Beppo Straßenkehrer, den besten Freund des kleinen Mädchens „Momo“ in Michael Endes Kinderbuch? Die weisen Erkenntnisse eines langen, einfachen Straßenkehrerlebens erklärt er Momo mit den folgenden Worten:

„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein. Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.“

Wenn Du Dich in Deinem Alltag gestresst und wie im Hamsterrad fühlst, dann denke an Beppo Straßenkehrer.
Wenn Du noch eine lange Heilungsreise vor Dir hast und immer ungeduldiger wirst, weil Du gefühlt kaum vorankommst, dann denke an Beppo Straßenkehrer.
Es muss nicht alles auf einmal perfekt sein. Für den Anfang genügt es, wenn der heutige Tag einen schönen Moment hat, den Du ganz bewusst wertschätzen und genießen kannst.